Potenziale der Zuwanderung im Bildungssystem heben – Der Bildungsmonitor 2024
Der Bildungsmonitor erschien in diesem Jahr zum 21. Mal und beschreibt Handlungsnotwendigkeiten und Fortschritte in verschiedenen bildungsökonomisch relevanten Handlungsfeldern aus einer explizit ökonomischen Perspektive. Der Schwerpunkt 2024 besteht in der Analyse, wie die Potenziale der Zuwanderung im Bildungssystem durch eine bessere Förderung besser gehoben werden können.
Hintergrund
Eine Voraussetzung für die Gewinnung von Immigrant*innen als Fachkräfte ist die Integration. Deshalb sollten Spracherwerb und Integration nicht als sozialpolitische Aufgabe angesehen werden, sondern als Förderung der Wirtschaft. Denn: Mehr arbeitende Fachkräfte würden auch mehr Geld in die Sozialsysteme einzahlen.
Durch die Zuwanderung besteht das Potenzial, die Herausforderungen des demografischen Wandels besser zu meistern, indem die Unwuchten bei der Altersstruktur der Bevölkerung deutlich geglättet werden.
Fehlende Deutschkenntnisse führen zu einem Problem bei der Wissensvermittlung. Dies wirkt sich auf die erreichten Bildungsabschlüsse und damit auch auf die Arbeitsmarktperspektiven aus. So scheint nicht der Migrationsstatus an sich für die Nachteile von Personen mit Migrationshintergrund am deutschen Arbeitsmarkt ausschlaggebend zu sein, sondern die bestehenden Lücken bei den Sprachkenntnissen und ein im Schnitt niedrigeres formales Qualifikationsniveau.
Handlungsempfehlungen
Der Bildungsmonitor empfiehlt deshalb folgende Handlungen zur Stärkung der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und damit deren Erwerbs- und Karriereperspektiven.
- Frühkindliche Bildung ausbauen: Sie sei besonders effektiv, um herkunftsbedingte Ungleichheiten (vor allem Sprachförderung) noch vor dem Schuleintritt abzubauen. Das fortgeschriebene Kita-Qualitätsgesetz werde daher begrüßt.
- Sprach- und Leseförderung stärken: Bestehende Förderprogramme an Kitas sollten verstetigt sowie zusätzliche Programme an Schulen entwickelt werden. Flächendeckende und verpflichtende Sprachstandserhebungen im Vorfeld des Grundschuleintritts verhindern ungleiche Startchancen zum Schulbeginn. Ebenso soll das Vorlesen in Kitas und das aktive Lesen in der Schule gefördert werden.
- Teilnahme an und Ausbau von hochwertiger Betreuungs- und Ganztagsinfrastruktur: Es müssen mehr Betreuungsplätze geschaffen werden. Fehlende Krippenplätze führten dazu, dass Kinder mit Migrationshintergrund deutlich seltener an frühkindlicher Betreuung teilnehmen. Da Kinder aus fremdsprachigen Familien besonders häufig in Ganztagsangeboten an Grundschulen eingeschrieben sind, ist es wichtig, hier gezielt qualitative Förderangebote zu machen. Die Effekte einer ungleichen heimischen Ausstattung lässt sich durch gut ausgebaute Lernangebote und -räume in der Schule abfangen.
- Multiprofessionelle Teams: F Damit individuelle Förderung an Schulen besser gelingen kann wäre es förderlich, Weiterqualifizierungen für Pädagog*innen zu ermöglichen und weitere Professionen anzustellen, etwa IT-Spezialist*innen, Gesundheitsberater*innen, aber auch Schulpsycholog*innen oder Sozialarbeiter*innen.
- Erziehungspartnerschaften/Familienzentren an Schulen ausbauen: Eine Bündelung verschiedener familienbildender Angebote an einem zentralen Ort erreicht Eltern einfacher und direkter. Familien, die mit dem deutschen Bildungssystem noch nicht vertraut sind, werden besser über Bildungsangebote aufgeklärt. So können Eltern aktiver an den schulischen Fortschritten ihrer Kinder teilnehmen und die individuellen Bedürfnisse ihrer Kinder kommunizieren. Eine Barriere stellen hier insbesondere fehlende Sprachkenntnisse dar, denen durch den Ausbau von Sprachkursen für Eltern an Schulen begegnet werden kann.
- Mentoring- und Nachhilfe-Programme: Um den Bildungserfolg vom persönlichen Ressourcenhintergrund zu entkoppeln, sind staatlich geförderte Unterstützungs-Programme wichtig. Studien zeigen außerdem, dass es auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist, in solche Programme zu investieren, da der zukünftige Ertrag die Kosten der Programme überwiegt.
- Schulautonomie, Qualitätswettbewerb und jährliche Vergleichsarbeiten: Diese ermöglichen es Schulen, auf lokale Besonderheiten einzugehen und maßgeschneiderte Entscheidungen zu treffen. Konzepte für zusätzliche Angebote zur individuellen Förderung außerhalb des regulären Unterrichts sollen ermöglicht werden. Best Practice Beispiele werden erfasst und können verbreitet werden.
- Gezielte Bildungsfinanzierung: Bildungseinrichtungen sollten auf Grundlage eines Sozialindexes gefördert werden. So werden Schulen mit besonders herausfordernden Umständen entsprechend unterstützt. Das mit Bundesmitteln finanzierte „Startchancen-Programm“ nimmt sich bereits des Problems an. Es sollte aber weiter ausgebaut werden, um Bildungsarmut weiter abzubauen.
- Digitale Infrastruktur ausbauen: Die digitale Ausstattung der Schulen konnte in den letzten Jahren verbessert werden. Jedoch ist ein weiterer Ausbau, etwa eine angemessene Internetleistung, nötig. Fokussiert werden sollte neben der digitalen Infrastruktur an Schulen auch der digitale Ausbau an Einrichtungen des vorschulischen Bereichs.
Der gesamte „INSM-Bildungsmonitor 2024 – Potenziale der Zuwanderung im Bildungssystem heben“ kann hier heruntergeladen werden: Downloads - INSM Bildungsmonitor 2024 - INSM