Ausbildung und Lebensrealität: Parteiprogramme im Vergleich


Am 23. Februar 2025 finden die vorgezogenen Bundestagswahlen statt. Wir haben die Wahlprogramme der Parteien hinsichtlich bildungspolitischer Themen untersucht und verglichen.

In unserem Magazin werden in loser Folge Artikel zu unterschiedlichen Schwerpunkten erscheinen.

In diesem zweiten von fünf Artikeln werden die Positionen der Parteien zu den Themen Ausbildung, besonders im Schwerpunkt Ausbildungen im Bereich Gesundheit und Soziales, verglichen.

Dieser Artikel vergleicht die Positionen der Parteien SPD, CDU/CSU, FDP, Die Grünen, Die Linke, BSW und AfD basierend auf ihren Wahlprogrammen anlässlich der Bundestagswahl 2025.

Ausbildung (allgemein)

Finanzierung der Lebensrealität für Auszubildende

SPD, Grüne und Linke fordern eine Anhebung der Mindestausbildungsvergütung. Die Linke schlägt vor, dass diese bei 80% der durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütung der Branchen liegen soll.

Die Grünen wollen außerdem „für Azubis auch den Führerscheinerwerb fördern und eine Lösung für ein Azubi-Deutschlandticket finden.“ Wohingegen die Linke eine Beteiligung der Unternehmen für die „Schaffung von öffentlichen, bezahlbaren Wohnheimen für Auszubildende, insbesondere im ländlichen Raum“ fordert.

Für schulische Ausbildungen fordert Die Linke zusätzlich „Schulgeld entfällt. Auszubildende erhalten für eine 3-jährige Ausbildung grundlegend Aufstiegs-BaföG (AFBG), ohne dieses mit Sanktionen zu belegen. Der BaföG-Satz wird stetig der Inflation angeglichen. Ebenso werden Träger dieser Ausbildungsform durch die Länder gefördert.“

Die Linke fordert für die Ausbildung außerdem „Ausbildungsbetriebe in Ostdeutschland müssen gestärkt werden, damit Jugendliche ihre Ausbildung in der Nähe ihres Heimatortes machen können. […] Geschlechtersensible Bildung, politische Bildung, Medienkompetenz und KI-Wissen sollen Teil der beruflichen Ausbildung sein. […] Nach der Ausbildung sollen alle Azubis unbefristet übernommen werden – ohne erneute Probezeit im selben Betrieb.“


Ausbildungsumlage

Grüne und Linke fordern eine Ausbildungsumlage, um die Ausbildungsbereitschaft kleiner und mittlerer Betriebe zu fördern (Grüne) sowie Ausbildungsbetriebe zu entlasten (Die Linke).


Kooperationen

Vertiefte Kooperationen mit den unterschiedlichen Akteuren im Bereich Ausbildung streben alle Parteien an. Sie setzen dabei unterschiedliche Schwerpunkte.

Die Grünen „erhöhen die Förderung der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung weiter. Außerdem stärken wir Ausbildungsverbünde.“ Die Union möchte die Allianz für Aus- und Weiterbildung fortführen. Dort wird „im Bündnis mit Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Kammern die Berufsbildung zukunftsfest [gemacht].“ Die FDP will die Exzellenzinitiative Berufliche Bildung weiterentwickeln sowie „das Potenzial der beruflichen Bildungszentren besser nutzen und diese zu regionalen Innovations- und Gründerzentren ausbauen.“

Die AfD möchte „die beruflichen Schulen [als] tragende Säulen der beruflichen Bildung sowie des lebenslangen Lernens stärken. Die Haupt- und Realschulen sollen durch Kooperationen mit Unternehmen sowie den Industrie- und Handwerkskammern attraktiver werden.“. „Mit einem bundesweiten Praktikumskonzept sollen Unternehmen und Betriebe in enge Kooperation mit den Schulen kommen“, so das BSW.

 

Ausbildungen in den Gesundheits- und Pflegeberufen

Während alle Parteien allgemein Vorschläge zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Gesundheits- und Pflegeberufen vorstellen, gehen einige insbesondere auch auf die Bedingungen in den jeweiligen Ausbildungen ein.

Das BSW will „mehr Pflegepersonal ausbilden und eine bessere Bezahlung“. Die Grünen wollen „die Ausbildungsbedingungen verbessern und für die Pflegeassistenz vereinheitlichen“.

Um die Attraktivität dieser Ausbildungen zu steigern, setzt sich die SPD „für praxisnahe und kostenfreie Ausbildungen in den Gesundheitsfachberufen ein. Einheitliche Standards sollen sicherstellen, dass alle Berufe in diesem Bereich von hoher Ausbildungsqualität profitieren – besonders die therapeutischen Berufe, die stark interdisziplinär arbeiten. Unser Ziel ist, dass alle Auszubildenden eine faire Vergütung erhalten und Mitbestimmungsmöglichkeiten im Betrieb haben. Gleichzeitig muss die Ausbildungsqualität insgesamt gestärkt werden: In den Pflegeberufen setzen wir uns insbesondere für Nachbesserungen bei der Praxisanleitung ein.“

„Die Ausbildungskosten für zukünftige Psychotherapeut*innen müssen gedeckelt werden und die Vergütung an Tarifverträge angelehnt werden. Die Finanzierung der Ausbildung durch die Weiterbildungsstätten muss gesetzlich geregelt werden. Die Ausbildung in den Berufen, die nicht dual geregelt ist, also zum Beispiel in allen Sozial-, Gesundheits- und Erziehungsberufen, muss besser finanziert werden“ fordert Die Linke.


Ausbildungen in den sozialen Berufen

SPD, Grüne und FDP fordern schulgeldfreie Ausbildungen in den sozialen Berufen. FDP und SPD sprechen sich zusätzlich für eine entlohnte Ausbildung aus.

Den Ausbau von Ausbildungskapazitäten in den Ländern fordern SPD und FDP. Dafür wollen SPD und Grüne mehr Quereinsteigende ansprechen und dafür flexiblere Weiterbildungen und Umschulungen anbieten.

Die FDP möchte die Ausbildung modularisieren, „um die Ausbildungsqualität bundesweit auf ein hohes einheitliches Niveau anzuheben“. Die Linke hingegen möchte die Qualität der Ausbildung auf Hochschulniveau anheben.

Die AfD sieht keinen Grund die Ausbildungen in diesem Bereich zu fördern: „Der bestehende Fachkräftemangel kann vor allem durch das von uns geforderte Betreuungsgehalt reduziert werden, das die Nachfrage nach Kita-Plätzen deutlich senken wird.“

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